Sechs Wochen auf dem Jakobsweg …
Mein Pilgerweg beginnt in der kommenden Woche. In einem kleinen Ort in den französischen Pyrenäen. Bis nach Santiago de Compostela reicht er und vielleicht noch etwas darüber hinaus.
Dass diese Unternehmung stattfinden kann, dafür bin ich sehr dankbar. Ans Pilgern denke ich schon viele Jahre, und erstmals in meinem Leben habe ich das Gefühl, dass der Zeitpunkt jetzt genau der richtige ist.
Ich bin startklar und mental auf diesen 800 km langen Weg eingestellt. Das schreibe ich einerseits überzeugt und andererseits auch demütig. Denn was muss alles passen, dass es gut geht, 800 Kilometer quer durch den Norden Spaniens alleine und zu Fuß zurückzulegen.
Die körperliche Erfahrung interessiert mich.
Freerk Baumann (Sportwissenschaftler) schrieb 2009 das Buch „Die Macht der Bewegung“. Er stellte Untersuchungen an, ließ an Brustkrebs erkrankte Frauen auf dem Jakobsweg pilgern oder an Prostatakrebs erkrankte Männer über die Alpen wandern. Die Patienten sollten damit das verlorengegangene Vertrauen in die körperliche Leistungsfähigkeit zurückerlangen.
Dass Bewegung in der Natur die Gesundheit fördert, das hat er in seinen wegweisenden Studien eindrucksvoll bewiesen. Diese Erkenntnis ist hilfreich für meine tägliche Arbeit mit Menschen – gesunden und kranken.
Die psychische Herausforderung reizt mich ebenfalls.
Welche Gedanken werde ich haben, wenn ich jeden Tag viele Kilometer mit meinem Rucksack gehe, mit mir alleine. Ich habe den ganzen Tag keine weitere Aufgabe als weiterzugehen. Komme ich damit klar?
Welche spirituelle Erfahrung wird es werden?
„Ich bin dann mal weg“ (von Hape Kerkeling) habe ich erneut gelesen und einzelne Kapitel mit meinem Wanderführer abgeglichen.
Folgendes Zitat gefällt mir sehr und ist typisch für Hape: „Um Gott zu erleben, muss man vorher eine Einladung an ihn aussprechen, denn ungebeten kommt er nicht. Auch eine Form von gutem Benehmen.“
Und der letzte Absatz im Buch ermutigt mich: „Der Schöpfer wirft uns in die Luft, um uns am Ende überraschenderweise wieder aufzufangen. Es ist wie in dem ausgelassenen Spiel, das Eltern mit ihren Kindern spielen. Und die Botschaft lautet: Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein. Und wenn ich es Revue passieren lasse, hat Gott mich auf dem Weg andauernd in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Wir sind uns jeden Tag begegnet.“
Für sechs Wochen werde ich nun nicht erreichbar sein. Mir ist bewusst, dass die Welt sich dennoch weiter dreht! 🙂
Also Grüße und Gutes in dieser Zeit! Eure Bettina